Kommentar zur Wahl 2016 oder Mediation auf Bundesebene

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Aus gegebenem Anlass kommentiere ich heute ein aktuelles Thema:

Wie auch immer die Wahl heute ausgeht, eines ist sicher: der neue Bundespräsident wird nicht alle zufriedenstellen können. Allerdings nur, solange er (beides Männer) strikt bei seinen Positionen bleibt, so wie er sie im Wahlkampf verkaufen musste. (Wahlkampf funktioniert leider so!)

Positionen sind im Endeffekt strikt definierte Meinungen/Haltungen zu einem Thema. Mit diesen Positionen wird der neue BP allerdings, wenn er Österreich, also die Wählerschaft einen („Brücken bauen“) möchte, nicht weit kommen. Denn mit Positionen wie „Immigration zulassen“ vs. „Grenzen schließen“, um ein Beispiel zu nennen, wird er immer die jeweils andersdenkenden 50%  des Landes gegen sich haben.

Doch der Wahlkampf ist nun vorbei. Die Aufgabe des neuen Bundespräsidenten ist die eines Mediators auf Bundesebene. Es geht für ihn nicht, wie im Wahlkampf kolportiert, darum, seine Positionen durchzubringen. Viel mehr geht es für ihn darum, die Interessen und Bedürfnisse der Menschen zu hören und der jeweils anderen Seite (der Wählerschaft) näherzubringen.

100% der Wähler haben das Bedürfnis nach Sicherheit:

  • Sicherheit, einen Arbeitsplatz zu finden
  • Sicherheit im Zusammenleben mit dem homo-/heterosexuellen Partner
  • Sicherheit, eine Zukunft in diesem Land zu haben

100% der Wähler haben das Bedürfnis nach Mitgefühl und Anteilnahme:

  • Menschen in Not zu helfen
  • Mit eigenen Nöten und Sorgen gehört zu werden
  • Unterstützung bei der Lösung individueller Probleme zu bekommen

Bei manchen ist das eine Bedürfnis schon gut erfüllt, und das andere noch nicht, während es bei den anderen genau umgekehrt sein kann. Was den Unterschied zu den Positionen macht, ist, dass jeder Mensch all diese Grundbedürfnisse selbst hat. Ich habe an dieser Stelle bewusst nur zwei herausgegriffen, könnte aber für jedes Wahlversprechen die Interessen dahinter aufführen. (Eine Auflistung all dieser Grundbedürfnisse nach M.B. Rosenberg finden Sie weiter unten)

Wenn der zukünftige Präsident also Brücken bauen will, ob zwischen alt und jung, konservativ und liberal, Frauen und Männern, Stadt und Land, ist er gut beraten, sich die Interessen und Bedürfnisse hinter den Positionen anzusehen. Und zwar hinter den eigenen und denen des Kontrahenten. Denn nur wenn er die Bedürfnisse der gesamten 100% erfüllt, wird er im Sinne aller Menschen, die in Österreich leben, handeln können.

Die Kunst wird also sein, Lösungen für die Befriedigung der Bedürfnisse hinter den unterschiedlichen Positionen zu finden, und nicht die Positionen der eigenen Wähler durchzuboxen. Ich bin schon neugierig, wie das dem zukünftigen Bundespräsidenten, als Mediator Österreichs, gelingen wird und wünsche ihm dabei gutes Gelingen!

 

Bedürfnisse nach Marshall B. Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation, Junfermann-Verlag, ISBN 978-3-87387-454-1:

  • Lebenserhaltung
  • Sicherheit
  • Liebe
  • Mitgefühl
  • Geborgenheit
  • Ehrlichkeit
  • Erholung
  • Autonomie
  • Sinn

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